Von Scheinen aufgewühlte Glocke (mündl. aus Scherpenseel, Hamich und anderen Orten)
Gressenich hatte eine sehr alte Glocke, die man auf eigenartige Weise erhalten hat. Ein Schweinehirt trieb eines Tages die Schweine ins Feld. Da sah er auf einmal, wie die Tiere sehr unruhig wurden und an einer Stelle die Erde aufwühlten. Neugierig eilte er hinzu und sah zu seinem Erstaunen, wie eine große Glocke zum Vorschein kam. Er nahm sie, und man hängte sie im Kirchturme zu Gressenich auf. Die Glocke hatte einen so lauten Klang, dass man ihr Geläute auf der Rurbrücke bei Düren gut hören konnte. Man schrieb der Glocke die Macht zu, Gewitter fernzuhalten. So weit ihr Schall dringe, so weit sei alles vor Blitz und Unwetter geschützt. Es wird in Gressenich erzählt, dass viele schwere Gewitter in der Umgegend großes Unheil anrichteten, Gressenich aber immer verschont blieb. Das habe man der Glocke zu verdanken. Über den Ort der Auffindung der Glocke bestehen verschiedene Angaben. In Heistern erzählt man, die Glocke habe man in den Hamicher Benden, wo der der Erdboden noch voller Fundamente alter Gebäulichkeiten aus der Stadt Gression sei, beim Suchen nach Erz gefunden, oder wie andere behaupten, sie sei von vielen Sauen dort aus der Erde herausgewühlt und so aufgefunden worden. Wieder andere, und zwar besonders alte Leute von Gressenich und Hastenrath, bezeichnen den Schieferling als den Ort, wo man sie aufgefunden habe.
(Quelle: Volkskunde des Jülicher Landes v. Heinz Hoffmann; Teil 2 Sagen aus dem Indegebiet)